Wut und Raserei als „Furor“ im Drosselsaal

Wieder eine Theateraufführung in Bocholt auf Spitzenniveau, dieses Mal mit „Furor“, einem zeitgenössischen Stück des erfolgsverwöhnten Autorenduos Hübner und Nemitz, uraufgeführt  2018, bereits zwei Jahre später aufgenommen in die Lehrpläne für das 10. bis 13. Schuljahr aller gängigen Schulformen. Das Westfälische Landestheater Castrop-Rauxel mit Mario Thomanek als wahlkämpfendem Politiker, Franziska Ferrari als Mutter eines schwerverletzten Junkies und Tobias Schwieger als Wutbürger mit Fake-News-Fantasien entluden wechselseitig ein gewaltiges Spektrum an Gefühlsregungen, was zeitweilig gar übersteuerte.

Die Kluft zwischen verschiedenen sozialen Schichten und die daraus resultierenden Spannungen wurden konsequent herausgearbeitet. Die vorherrschende Politikverdrossenheit, soziale Ungerechtigkeit und ein generalisiertes Misstrauen gegenüber allem Politischen kamen nachvollziehbar zur Geltung. Eine karge Bühne mit einer handvoll Requisiten schärfte die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche, das die liebgewordenen demokratischen Werte erodieren und die Gesellschaften auseinanderbrechen lässt. Und auch das wieder so brandaktuell! Wie gesagt wieder einmal ein Highlight!

Werner Loock

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