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Des Pudels Kern in der Georgs-Aula
Burghofbühne Dinslaken brillierte mit Klaus Manns „Mephisto“
Die „Burghofbühne Dinslaken“ gastierte mit großem personellen Aufgebot und raffinierter
Ton- und Bildtechnik in der Aula des „Georgs“. Gegeben wurde „Mephisto“ nach dem
gleichnamigen Roman von Klaus Mann. Dessen sprachliche Brillanz mit einem kraftvollen
und eindringlichen Schreibstil ging dabei dank einer genialen Dramaturgie alles andere als
verloren. Vielmehr gelang es, die Dramatik und Tragik der Zeit des Nationalsozialismus in
Deutschland und die damit verbundenen inneren Konflikte vor allem bei Kulturschaffenden
eindrucksvoll darzustellen.
Markus Penne zeichnete mit Empathie, Charme und Energie bei großer wie minimalster Geste
die komplexe und vielschichtige Persönlichkeit seines Protagonisten Hendrik Höfgen so
eindrucksvoll, dass der Zuschauer dessen ständig neue Entscheidungen und Motive nicht nur
hinterfragen, sondern auch regelrecht nachvollziehen konnte. Vanessa Stoll als Nicoletta
gelang eine emotional berührende Charakterisierung ihrer Beziehung zu Hendrik vor dem
Hintergrud ihres eigenen moralischen Dilemmas. Carsten Faseler überzeugte als Hans Miklas,
dessen moralischer Widerstand im Kontrast zu Hendriks Opportunismus stand.
Ein historisches und gesellschaftskritisches Lehrstück war das in dem Spannungsfeld von
Opportunismus gegen moralische Integrität, individuelle Verantwortung gegenüber
kollektivem Unrecht, Selbsttäuschung versus Rechtfertigung. Moderner und aktueller geht es
nicht. Nie wieder ist jetzt, das war das Fanal eines unglaublichen weil überragenden
Theaterabends.
Werner Loock